Mit dem Aufkommen der modernen Gesellschaft rückte die Gemeinschaftebenfalls in den Vordergrund: Gemeinschaftsbildung wurde der Herstellung von »sittlichen« Zuständen gleichgestellt. Der Gemeinschaftsgedanke war einst Leitbild für frühsozialistische Utopien und pädagogische Reformexperimente. In der baulichen Form der Siedlungfand die moderne Idee der Gemeinschaft letztlich eine dauerhafte Gestalt. Als ein Mittelweg zwischen politischen und wirtschaftlichen Extremen wiesen gemeinnützige Siedlungen den Weg in eine friedvolle Zukunft; sie versprachen die Lösung der modernen Bodenfrage und der Wohnungsnot: eine harmonische Diktatur des Guten.
Eine Krise der Siedlung zeichnete sich parallel zur Krise der Moderne ab. Doch ihre Komplexe und Traumata führen bis heute ein zombiehaftes Dasein – als überholte Antworten auf längst vergessene Fragen. Trotz der pessimistischen Prognosen erweist sich allerdings die Idee der Gemeinschaft als überaus lebendig. Anstelle der bodenlosen Utopien der Moderne sind heute jedoch andere Modelle des Gemeinschaftlichen gefragt –, solche, die sich sowohl gegen neoliberale Endlosschleifen als auch gegen zurückgewandte Heimatnostalgien richten.
Im Laufe des Abendessens werden die Gäste gemeinsam mit den ausgewählten Expertinnen und Experten unterschiedliche Konzepte des Gemeinschaftlichen diskutieren – mit und ohne Architekturbezug.